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Jugendwohngemeinschaften
Jugendwohngemeinschaften stellen eine Form der stationären Unterbringungsmöglichkeit auf der Grundlage der §§ 27 ff. KJHG dar. Sie bieten Jugendlichen, die aufgrund ihrer individuellen Problemlage aus ihrem familiären System herausgefallen sind, das Wohnen in einer pädagogisch bestimmten Alltags- und Prozessgestaltung an. Die Finanzierung erfolgt über eine Monatspauschale, die jährlich neu mit den zuständigen Kostenträgern verhandelt und festgelegt wird.
Die Jugendlichen bilden mit Unterstützung des pädagogischen Teams eine soziale Gemeinschaft. Das Ziel der Jugendwohngemeinschaften ist die Entwicklung und Förderung der Selbständigkeit der Jugendlichen. Sie haben hier die Chance, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen und die in ihren spezifischen Herkunftsystemen entwickelten Probleme zu bearbeiten und so weit wie möglich auch die hier zur Verfügung stehenden Ressourcen zu nutzen. Lebenspraktische Fähigkeiten und Fertigkeiten werden erworben, gesellschaftlich relevantes Sozialverhalten, die Übernahme von Mitverantwortung und die Bedeutung der Eigenverantwortung werden in der Gemeinschaft eingeübt.
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Die Bezugsarbeit ermöglicht den Aufbau einer besonderen, vertrauensvollen Beziehung zu den Jugendlichen. Viel Kontakt und regelmäßige Bezugsgespräche sollen die Beziehungs- und Bindungsfähigkeit fördern. Die Befähigung der Jugendlichen, ein eigenständiges Leben führen zu können, ist ein erklärtes Ziel.
Die Jugendlichen sind gemeinsam mit den Betreuern für Sauberkeit und Ordnung im Haus und für die Essenszubereitung zuständig. In den wöchentlichen Gruppensitzungen, in denen die Partizipation der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Fokus steht, werden die Wahl eines Gruppensprechers wie die Planung von Gruppenaktivitäten, die Gestaltung von Speiseplänen, Strukturierung von Gruppendiensten und die Aktualisierung der Hausregeln und der Hausordnung besprochen. Das Maß der Beteiligung richtet sich nach dem Entwicklungsstand der Beteiligten und nach der Komplexität der Entscheidungsprozesse.
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In der Jugendwohngemeinschaft arbeitet neben der Projektleitung ein Team aus pädagogischen Fachkräften, das rund um die Uhr eine professionelle Begleitung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen gewährleistet. Neben Zeiten für Mitarbeiterbesprechung, Supervision, Teamtagen, Fortbildung sowie einer Ferienfahrt im Jahr sind wöchentlich auch immer wieder Zeitfenster für Doppeldienste vorgesehen, um zum Beispiel Bezugsaktionen durchzuführen oder besondere Arzttermine zu begleiten.
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Die tägliche ausführliche Übergabe und die wöchentliche Mitarbeiterbesprechung dienen der Reflexion in Einzelfallbesprechungen und Klärung organisatorischer Belange. Zusätzlich findet eine regelmäßige Supervision statt.
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Schulische und berufliche Perspektiven bilden einen Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit. Alle Jugendliche müssen innerhalb kürzester Zeit einer Schul- oder Berufsform nachgehen.
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Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Entwicklung beruflicher Perspektiven und damit verbunden die Förderung der schulischen und beruflichen Ausbildung der Jugendlichen. Diese erfolgt in Zusammenarbeit mit den Allgemeinbildenden und Berufsschulen, der Kreisvolkshochschule sowie der Agentur für Arbeit mit ihren speziellen Offerten.
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Aufgenommen werden Jugendliche ab 13 Jahren. Die Vermittlungen erfolgt durch die Jugendämter, wobei die Entscheidung für die Aufnahme vom jeweiligen Entwicklungsstand und der Motivation abhängig ist, d.h. die Jugendlichen sollen sich bewusst für das Leben in der Wohngemeinschaft entscheiden und zur Mitarbeit bereit sein. Die Akzeptanz ist eine wesentliche Voraussetzung. Bei akuter Suizidgefahr und/oder Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten- oder Drogenmissbrauch ist eine Aufnahme nicht möglich.
Vor einer so genannten “Fest-Aufnahme” wird in individuellen Fällen ein Probewohnen mit anschließender Reflexion in der Gruppe durchgeführt.
Unsere Jugendwohngemeinschaften: